Digitalisierung im Maschinenbau
Wie der Einstieg gelingt
Die Digitalisierung ist ein wichtiger Trend im Advanced Manufacturing. Aber wie lässt sich daraus ein Mehrwert für Maschinenbauer ableiten? Wie können sie auf einfache Weise virtuelle Lösungen zu ihrem Vorteil entwickeln und nutzen? Und wie groß ist der damit verbundene Aufwand für Unternehmen? Zwei Unternehmen aus der Industrietechnologie haben gemeinsam eine Demo-Anwendung entwickelt, die Antworten auf diese Fragen visualisiert.
Advanced Manufacturing Showcase im German Centre Singapore
Die Anwendung ist Teil der Dauerausstellung im neuen Advanced Manufacturing Experience Centre (AMEC). Mit AMEC bietet das German Centre Singapore Herstellern und Anbietern im Umfeld von Industrie 4.0 eine Showcase-Plattform und Community an, in der sie sich intensiv über die Marktbedigungen in der ASEAN-Region austauschen können.
Die Unternehmen IndustryApps und GraBa Tech arbeiten gemeinsam daran, ein virtuelles Nutzererlebnis für High-End-Maschinen zu schaffen, das bald in Singapur zu sehen sein wird. Wir sprachen mit den beiden Gründern von IndustryApps, Rolf Knörzer, CEO, und Sandeep Sreekumar, COO, sowie mit Thomas Grabe, Gründer und CEO von GraBaTech, Exklusivpartner des Schweizer Maschinenherstellers Starrag AG für ASEAN.
Interview
Sandeep, wie würdest du kurz die Herausforderungen zusammenfassen, denen sich die Akteure im Advanced Manufacturing im Bereich der Digitalisierung stellen müssen?
Wenn man sich die Verkaufs- und Vermarktungsstrategien im Maschinenbau ansieht, stellt man fest, dass sie immer noch von Papierkatalogen und physischen Ausstellungen schwerer und komplexer Maschinen bestimmt werden. Gleichzeitig machen neue Technologien und die Digitalisierung Geräte immer anspruchsvoller; neue Funktionen und Updates kommen kontinuierlich hinzu.
Der klassische Go-to-Market-Ansatz wird den aktuellen Entwicklungen und dem Bedarf des Marktes nicht mehr gerecht.
Sandeep Sreekumar
Und die Zielgruppe wird immer affiner im digitalen Bereich. Käufer und Anwender recherchieren online, und virtuelle Erfahrungen im Netz sind längst nichts Neues mehr. Daher wird der klassische Go-to-Market-Ansatz den aktuellen Entwicklungen und dem Bedarf des Marktes nicht mehr gerecht.
Rolf, wie würdest du die Lösung und den Mehrwert von IndustryApps in diesem Zusammenhang beschreiben?
IndustryApps hat einen AppStore für die globale Digitalisierung der industriellen Fertigung entwickelt. Der Store ist Teil einer auf Industrieunternehmen ausgerichteten Plattform, die die Einfachheit eines Appstores, die Agilität eines Marktplatzes wie Amazon und die Suchmöglichkeiten einer Suchmaschine wie Google kombiniert. Kurz gesagt, wir helfen Anbietern dabei, ihre gesamte Wertschöpfungskette zu digitalisieren, indem wir Apps für die Kommunikation mit Lieferanten und Endkunden auf eine sehr agile und kostengünstige Weise bereitstellen.
Die Digital Name Plate App gibt unseren Kunden die Möglichkeit, mit ihren Geschäftspartnern auf sehr effiziente und sichere Weise zu kommunizieren.
Rolf Knoerzer
Die in diesem Projekt genutzte Digital Name Plate App gibt unseren Kunden die Möglichkeit, mit ihren Geschäftspartnern auf sehr effiziente und sichere Weise zu kommunizieren. Das gilt für alle Informationsflüsse im After-Sales-Bereich und in diesem Fall auch für Vertrieb und Marketing.
Thomas, warum war das für dich als Partner von Starrag in ASEAN so interessant?
Bei meinem ersten Gespräch mit IndustryApps im German Centre Singapore hat mir sofort gefallen, dass IndustryApps die erste offene Technologieplattform über Ländergrenzen hinweg (außer China) anbietet. Für mich als Vertriebspartner von Starrag und anderen namhaften Maschinenherstellern in ASEAN bedeutet dies eine komplette Erweiterung unserer erfolgreichen Marktpräsenz.
Erstmals ist es nun möglich, Technologien zwischen Partnern und Kunden länderübergreifend auszutauschen.
Thomas Grabe
Erstmals ist es nun möglich, Technologien zwischen Partnern und Kunden länderübergreifend auszutauschen – das spart uns enorme Ressourcen. Damit wird Starrag eines der ersten Technologieunternehmen weltweit sein, das neben dem klassischen Vertrieb nun auch seinen „eigenen Appstore“ mit neuen Technologien speisen und grenzüberschreitend vermarkten kann.
Könnt ihr uns schon einige Einblicke in das Projekt geben? Was können wir erwarten, wenn es abgeschlossen ist?
Thomas: Starrag wird in der Lage sein, seine Maschinen und Systemlösungen mit den dazugehörigen Technologien in einem eigenen Appstore zu verwalten und zu steuern. Das Projekt ist vergleichbar mit einem integrierten Smartphone, wie es Apple hat: Die Maschine, die über die Werkssoftware gesteuert wird, wird als digitaler Zwilling in die virtuelle Welt übertragen; Updates oder neue Funktionen werden schnell und einfach im App-Store verfügbar sein. Für Wartung und Service setzen wir einen persönlichen Assistenten ein – vergleichbar mit Siri für das iPhone. Dieser Ansatz öffnet buchstäblich Türen für den weltweiten Vertrieb, für Schulungen und Produktverbesserungen.
Sandeep: GraBa Tech und Starrag verfügen über ausgefeilte Hochpräzisionsmaschinen für anspruchsvolle Zielgruppen wie die Luft- und Raumfahrtindustrie. Wir freuen uns, dass die beiden Unternehmen an dem Programm teilnehmen, denn es bietet echten Mehrwert für den Industrieanlagenbau. Die Produktpalette von Starrag wird bald virtuell verfügbar sein, um effizient zu wachsen – unter anderem in asiatischen Märkten.
Rolf: Wir werden unsere Lösungen als Teil von AMEC einrichten. Hier können die Besucher Innovationen im Maschinenbau direkt erfahren und neue Produkteinführungen modernster Industrieanlagen miterleben. Sie können sich detailliert über eine Maschine informieren, ihren Betrieb verfolgen, die Maschinensteuerung verstehen und sich in der Bedienung des Geräts schulen lassen – alles virtuell. Auf diese Weise wollen wir die Zukunft des Handels mit Industrieanlagen mitgestalten.
Vielen Dank für das Interview!